Bretonische Tanzmusiktradition begeistert in Mölln
Musik zum gemeinsamen Tanzen in großer Runde , das ist die bretonische Tradition des „Fest Noz“, wie sie vergangenes Wochenende die junge Gruppe WAR-SAV in Mölln begeisternd präsentieren konnte. Die fünf Musiker aus der Bretagne machten auf einer Rundreise durch Schleswig-Holstein Station in der Folksfest-Stadt, zunächst in der Gemeinschaftsschule zu einem offenen Tanzworkshop in Kooperation mit dem Folkclub Mölln, der fachkundig von Volkstänzer Hinrich Langeloh angeleitet wurde. Rund 40 Tanzbegeisterte ließen sich hier animieren, die leicht erlernbaren Volkstänze aus dem Nordwesten Frankreichs zur treibenden Live-Musik von Geige, Akkordeon, Klarinette, Gitarre und Gesang auszuprobieren. Dies gelang auch beim nachfolgenden Schulkonzert des Vereins Miteinander leben e.V., an dem etwa 70 Schüler*innen im Rahmen des Schulmusikprogramms „Share my Music“ teilnehmen konnten. Die Gemeinschaftsschule hatte vor allem ihre DAZ-Schülerinnen und Schüler und die über 20 Jugendlichen aus der Ukraine neben mehreren Französischkursen eingeladen, an dem Konzert teilzuhaben. Sie ließen sich nach anfänglicher Skepsis tatsächlich zum Tanzen bewegen. Augenzwinkernd weigerten sich die jungen Musiker, vor nur sitzendem Publikum ein Konzert zu geben. Geiger Elouan Le Couls brachte in einer einfachen Formel und bretonischem Charme auf den Punkt: „Wir spielen hier Tanzmusik. Und Tanzmusik ohne Tänzer ist Müll!“. Das überzeugte schließlich und als der erste Tanzkreis gebildet war, die Musik erklang, bewegten sich alle wie von selbst. In der Folge wuchs dieser Tanzkreis und immer mehr Schüler*innen wollten an diesem gemeinsamen Spaß teilhaben, auch wenn niemand dem Gesang von Korentin Le Davay folgen konnte. Die Musik und der Rhythmus in den Beinen reichte für die praktische Völkerverständigung zwischen den ganz verschiedenen Nationen und Kulturkreisen auf der Tanzfläche.
In gleicher Weise setzte sich diese Tanzbegeisterung am Abend bei der offiziellen Folksfest-Tanz-Nacht ("Fest-Noz“) im großen Saal des Robert-Koch-Parks fort. Vom ersten bis zum letzten Stück bewegte sich Tanzkreise in unterschiedlicher Formation und Größe durch den Raum, mal schnell und schweißtreibend, mal langsam und träumerisch. Den Musikern gefiel es sichtlich, zu beobachten, wie die Norddeutschen ihre traditionelle Zurückhaltung aufgaben und sich den bretonischen Rhythmen mit wachsender Begeisterung anvertrauten. „Eigentlich hätten wir auf dem Marktplatz tanzen wollen“, sagte Konzertorganisiator Jörg Rüdiger Geschke, bedauernd, dass der Konzerttermin unglücklicherweise mit dem Möllner Schützenfest kollidieren musste. Ansonsten hätten in Mölln nicht nur 60 Menschen zur bretonischen Musik von WAR-SAV getanzt, sondern wohl Hunderte, vermuten die Veranstalter. Und die Musiker von WAR-SAV auch. Schließlich tanzen über 100 Menschen schon im kleinsten bretonischen Dorf zu ihrer Musik und das an vielen Abenden zum traditionellen „Fest Noz“. Immerhin wurde eine Rückkehr nach Mölln fest in Aussicht gestellt, aber nur, wenn dann der Marktplatz wirklich frei ist.
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