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"Mölln nach Mölln" - Gemeinsam neue Formen der Erinnerung finden

Ali Aygün im Gespräch mit Möllner Schülerinnen © Jens Butz

In 2022 haben Möllner Schülerinnen Überlebende des 1992 verübten Brandanschlages in der Ratzeburger Straße interviewt. Viele von ihnen hatten zuvor als Peer-Guide die Schulwanderausstellung "Mölln nach Mölln – Zwischen Erinnern und Vergessen" begleitet. Ihnen dabei war aufgefallen, dass der erste Anschlagsort der 'Möllner Brandanschläge' in der zeitgenössischen Fotoausstellung kaum präsent war und auch im öffentlichen Bewusstsein nur wenig in Erinnerung ist. 

 

Zusammen mit Sozialtrainer Ercan Kök entwickelten sie die Idee, diese Geschichte der 'Möllner Brandanschläge' tiefer zu beleuchten und starten ein Interviewprojekt mit Überlebenden der Ratzeburger Straße, von denen viele noch in Mölln leben. Es entstanden zahlreiche Audioaufnahmen mit bewegenden Schilderungen, aus denen schließlich eine zitatbasierte Ausstellung entwickelt wurde, die die Überlebenden in Text und Bild zu Wort kommen lässt. Für dieses Projekt wurden die Möllner Schülerinnen 2024 mit dem Bundespreis »demokratisch handeln« ausgezeichnet.

 

Ausstellung "'Mölln nach Mölln' - Zwischen Erinnern und Vergessen"

Ayşe Sonkaya im Gespräch mit Möllner Schülerinnen © Jens Butz

Während der Interviews äußerten viele der Überlebenden den Wunsch, dass der Brandanschlag in der Ratzeburger Straße nicht vergessen werden sollte. Derzeit erinnert nur Seite 3 ein kleiner, unscheinbarer Gedenkstein in einer Rasenfläche in Sichtweite des ehemaligen Standortes des Brandhauses an das Geschehen vom 23.11.1992. Das Haus ist nicht mehr vorhanden. Dort gibt es nur noch eine leere Grundstücksfläche, die als Parkplatz genutzt wird. 

 

Die Überlebenden wünschten sich in den Interviews eine neue Mahn-, Gedenk- und Informationsinstallation, die an den Brandanschlag in der Ratzeburg Straße erinnert, im Raum sichtbar ist und das sich verbindet mit Bildern des Hauses, mit den Bildern der Überlebenden, mit ihren Geschichten. Vor allem wurde der Wunsch geäußert, dass solch ein Gedenkmonument von Möllner Schüler*innen entworfen wird, damit gerade die jüngeren Generationen von den Geschehnissen des Novembers 1992 erfahren und sie in der Erinnerung lebendig halten.

Das Haus in der Ratzeburger Straße am 23.11.1992

Der Verein Miteinander leben e.V. hat diese Idee 2024 aufgenommen und sie vermittelnd an die Stadt Mölln getragen. Dort wurde in Gesprächen zwischen der Stadtpolitik, der Stadtverwaltung und den Überlebenden grundsätzlich vereinbart, eine neue Erinnerungsform für die Ratzeburger Straße zu finden und umzusetzen. Die Stadt Mölln stellt dafür 2025 10.000 € in den Haushalt ein, um ein entwickeltes Konzept auch umsetzen zu können. Der Verein Miteinander leben e.V. sagt zu, zur Konzeptionierung wie von den Überlebenden gewünscht ein Kreativprojekt mit jungen Menschen aus Mölln zu initiieren. 

 

Gemeinsam wurde die Idee entwickelt, dass zum einen eine Gedenkstation entworfen werden soll, die sichtbar im öffentlichen Raum auf das Geschehen hinweist und es auch sichtbar macht. Zum anderen soll ein digitaler Gedenkraum entworfen werden, in denen die Überlebenden sicht- und hörbar werden, in dem aber auch die Gedanken von den teilnehmenden Jugendlichen, ihre Perspektiven und ihre Bezüge heute zu diesem rassistischen Brandanschlag darstellt und der in Form einer Patenschaft aller Möllner Schulen in Zukunft auch fortgeschrieben werden soll. 

"Mölln nach Mölln" - Gemeinsam neue Formen der Erinnerung finden

Mit dem Projekt »'Mölln nach Mölln' – Gemeinsam neue Erinnerungsformen finden« möchte der Verein Miteinander leben e.V. diese Idee in Umsetzung bringen. Jörg Rüdiger Geschke, Kreisfachberater für kulturelle Bildung, wird zusammen mit Sozialtrainer Ercan Kök diese Projektidee an den Möllner Schulen und Jugendeinrichtungen vermitteln, mit dem Ziel, dass sich eine Gestaltungsgruppe „Mahnmal“ und eine Gestaltungsgruppe „Digitaler Gedenkraum“ bildet. 

 

Für die Gestaltungsgruppe „Mahnmal“ soll eine Künstlerin oder ein Künstler gewonnen werden, die oder der den Gestaltungsprozess anleitet und begleitet.

 

Für die Gestaltungsgruppe „Digitaler Gedenkraum“ soll eine Medienpädagogin oder ein Medienpädagoge gewonnen werden, die oder der auch diesen Gestaltungsprozess anleitet und begleitet. 

 

Die Überlebenden der Ratzeburger Straße werden dabei als ‚Zeugen des Geschehens‘ mit ihrem Wissen und ihren Wünschen eingebunden. 

 

Die Ergebnisse der Gestaltungsgruppe sollen von den teilnehmenden Jugendlichen in den städtischen Gremien der Stadt Mölln präsentiert werden und dort für deren Umsetzung geworben. Dabei werden auch grundlegende Informationen zur kommunalpolitischen Entscheidungsfindung vermittelt.

 

Projektstart: 12.09.2025, 16:00 Uhr / Internationale Begegnungsstätte 'Lohgerberei'