„Vor 30 Jahren in Mölln“

Vor 30 Jahren erschütterten zwei rassistische Brandanschläge in Mölln die Bundesrepublik und die Welt. Getrieben aus Fremdenhass hatten zwei Rechtsextremisten in der Nacht zum 23.11.1992 zwei Häuser in der Möllner Altstadt attackiert. Drei Menschen starben, viele weitere wurden verletzt. Das Anschlagsgeschehen reihte sich ein in eine Serie von fremdenfeindlichen Übergriffen, unter anderem in Hoyerswerda, in Rostock-Lichtenhagen und nur wenige Monate später auch in Solingen, mit ebenso tödlichen Folgen. Aber auch an vielen weiteren Orten Deutschlands kam es in dieser Zeit zu rassistischen Angriffen, die sich insbesondere auch auf die aggressive politische Debatte um die Verschärfung des Asylrechts zurückführen lassen.
 

Schulleiter Ulrich Keller begrüßt die Gäste zur Ausstellungseröffnung im Berufsbildungszentrum Mölln

 
Vielen jungen Menschen sind diese Ereignisse, ihre tödlichen Folgen und die zivilgesellschaftlichen Reaktionen darauf heute kaum noch bekannt. Der Verein Miteinander leben e.V. hat daher mit Blick auf den 30. Jahrestag eine kreisweite Schulwanderausstellung organisiert, die die Geschichte der Möllner Brandanschläge aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und auch Zeitzeugen zu Wort kommen lässt. Basis der Ausstellung ist eine Fotoreportage des Hamburger Fotografen Andreas Walle, die in den Jahren 1992 bis 1994 in Mölln entstanden ist und die Entwicklung nach den Möllner Brandanschlägen festhält.
 

Jörg Rüdiger Geschke, Kreisfachberater für kulturelle Bildung, ist einer der Initiatoren der Schulwanderausstellung 
 

„Wir wollen mit dieser Schulwanderausstellung über die Hintergründe und die Geschehnisse selbst informieren. Themen der Reportagefotos sind die Opfer und ihre Familien, die Reaktion der Zivilgesellschaft und allgemein die damalige öffentliche Wahrnehmung. Zusätzliche Lernangebote sollen wesentlich einen weitergehenden Dialog über Rassismus und (In-)Toleranz in unserer Gegenwart anregen, im Sinne eines ‚Lernens aus Mölln‘“, sagt Mark Sauer vom Verein Miteinander leben e.V..
 

Sozialtrainer Ercan Kök (Bildmitte stehend) führt die Peer-Guide-Ausbildung an den Schulstandorten im Kreisgebiet durch
 

Die Ausstellung hat ihre Wanderung durch die Schulstandorte im Kreis jetzt in Mölln am Berufsbildungszentrum gestartet. Im Beisein von Schülern, Zeitzeugen der Möllner Brandanschläge und Fotograf Andreas Walle wurde sie von Schulleiter Ulrich Keller und Bürgermeister Jan Wiegels eröffnet. Vom 04.03. – 25.03.2022 wird sie dort für Möllner Schulklassen zu besuchen sein. „Wir planen zusätzlich die Ausbildung von ‚Peer-Guides, die dann in der Lage sind, eigenverantwortlich Schulklassen durch die Ausstellung zu führen und durch Stärkung des Empathievermögens auf die Gefahren von Rassismus hinzuweisen“, sagt Jörg Rüdiger Geschke, Kreisfachberater für kulturelle Bildung. Interessierte Schüler*innen der Möllner Schulen erhalten dazu eine zweitägige Ausbildung von Sozialtrainer Ercan Kök. Für Schulen, die sich vertieft mit dem Thema beschäftigen wollen, gibt es die Möglichkeit Zeitzeugenbegegnungen mit Möllner Bürgern, die als Betroffene damals mit den Anschlägen konfrontiert waren.

 

Peer-Guides der Gemeinschaftsschule Mölln und Zeitzeugen der Möllner Brandanschläge

 

Die Schulwanderausstellung, die mit Unterstützung der Partnerschaft für Demokratie des Kreises Herzogtum Lauenburg und einer Förderung durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ entstanden ist, steht unter der Schirmherrschaft von Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien. „Auch wenn der Brandanschlag bereits 30 Jahre zurückliegt, gibt es in unserer heutigen Gesellschaft leider weiterhin Ressentiments gegenüber einzelnen Gruppen. So gilt es, junge Menschen aufzuklären und dahingehend zu sensibilisieren, was Hass und Gewalt anzurichten vermögen“, befürwortet die Bildungsministerin das Ausstellungsprojekt.

 

Schulen, die nachfolgend Interesse an der Schulwanderausstellung haben und sie in ihrem Hause zeigen wollen, können sich unter  oder bei Jörg Rüdiger Geschke in der Gemeinschaftsschule Mölln unter 04542-9069459 melden.

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Di, 01. März 2022

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